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Solardachziegel – eine Alternative zu Photovoltaikanlagen?
Es könnte so schön sein: Einen wichtigen Teil des eigenen Strombedarfs direkt vom Dach beziehen – statt teuer vom Stromanbieter. Mit so einem Solarhaus könntest du ein Stück weit autark wohnen, mit gutem Gefühl Strom nutzen und dank Solarhaus-Förderung sogar noch Geld sparen bei der Umsetzung deines Wohntraums.
Doch klassische Photovoltaikanlagen auf dem Dach haben einige Nachteile. Neben Lieferproblemen kommt hinzu, dass sie aufwendig auf dem Dach befestigt werden müssen. Und wenn das Dach irgendwann saniert wird, muss auch die PV-Anlage runter. Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen, die die klobigen, dunklen Klötze auf dem Dach überhaupt nicht schön finden. Und selbst, wenn du mit all dem „okay“ bist: In manchen Gegenden, auf manchen Häusern, sind sie schlicht nicht erlaubt – weil sie nicht ins angeordnete Ortsbild passen oder der Denkmalschutz meckert. Die Alternative: Solardachziegel.
Der Solardachziegel macht jedes Haus zum Solarhaus
Doch 2023 könnte das Jahr für eine kleine Revolution der Sonnennutzung auf unseren Dächern werden. Denn eine besondere Technik steht vor dem Durchbruch und könnte den Markt schnell erobern: Solardachziegel. Du hast vielleicht schon vom Solar Roof gehört, das Tesla in den USA anbietet. Es gibt aber auch zahlreiche innovative Unternehmen in Deutschland, die Solardachziegel herstellen. Ein Beispiel für den vielfältigen, schnell wachsenden Markt ist Autarq. 2012 gegründet, kann der Mittelständler heute jede beliebige Dachziegelform mit seiner Technik ausstatten. Optisch fällt die Bestückung mit der PV-Technik kaum auf. Die Solardachziegel können von jedem Dachdeckerei-Betrieb verlegt werden und müssen nur mit einfachen Kabeln verbunden werden. Geschäftsführer Cornelius Paul verspricht eine Reduzierung der Stromkosten von bis zu 50 Prozent. Das Unternehmen bietet übrigens Komplettlösungen an, also Solardachziegel inklusive Stromspeicher. Falls du die Lösung interessant findest, solltest du von den zwei- bis dreifachen Kosten für Solardachziegel im Vergleich zur klassischen PV-Anlage ausgehen.
In Pompeji hat ein Haus jetzt Solardachziegel
Klingt spannend, aber dich würde stören, dass die meisten Solardachziegel mit ihrer Solarzellenbeschichtung immer noch auffallen? Eine italienische Firma hat eine Lösung für solche Fälle und besonders für den Einsatz von Solarenergie in historischen Gebäuden gefunden. Das Familienunternehmen Dyaqua im italienischen Camisano Vicentino ist eigentlich ein weltweit gefragter Spezialist für ultra-resistente LED-Lampen, die von gewöhnlichen Baumaterialien wie Pflastersteinen nicht zu unterscheiden sind – leuchtende Steine also, die in der Gartenmauer nicht auffallen, wenn die Lichtquelle darin ausgeschaltet ist.
Das Unternehmen hat nun auch Terrakotta-Ziegel entwickelt und patentiert, die unsichtbare Solarzellen enthalten. Die Solardachziegel sind mit einer lichtdurchlässigen Polymermasse bedeckt, die das Aussehen von verschiedenen Materialien wie Stein, Holz, Beton und Ziegel nachahmt – und selbst im Bodenbereich eingesetzt werden können. Wenn du mal Pompeji besuchst, kannst du die Technik dort im Haus der Cecere bestaunen – oder eben auch nicht, denn selbst aus der Nähe ist der Terrakotta-Ziegel nicht von anderen zu unterscheiden. „Die Solardachziegel sehen genauso aus wie die von den Römern verwendeten Terrakottafliesen“, sagte Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, bei einem Besuch von einem europäischen Nachhaltigkeitsprojekt. Pompeji soll zeigen, was lange als unauflösbarer Gegensatz galt: Nachhaltige Technik nutzen, um kulturelles Erbe zu sichern – ohne optische Einbußen.
Die beiden unterschiedlichen Ansätze bei Solardachziegeln – die gut getarnten Solarzellen und die unsichtbaren – könnten in den nächsten Jahren nicht nur auf Dächern zum Einsatz kommen. Expert:innen hoffen auf moderne Fassaden, die ganze Gebäude mit Strom versorgen. Sogar der Einsatz auf E-LKW ist denkbar, deren Anhänger dann mit unsichtbaren Solar-Elementen beklebt werden könnten.
Noch ist es teurer – trotz Solardachziegel-Förderung
Wahrscheinlich fragst du dich jetzt: Sieht sicher super aus, so ein Dach mit Solardachziegeln, aber lohnt sich das auch? Denn selbst mit einer guten, klassischen Immobilienfinanzierung willst du für deinen Wohntraum natürlich die Kosten im Blick behalten. Ein kleines Rechenbeispiel für den Bestandsbau: Eine herkömmliche, aufs Dach gesetzte Photovoltaikanlage kostet mit rund 100 Quadratmetern Dachfläche rund 10.000 Euro. Die alten Dachziegel bleiben dabei einfach liegen.
Mit den Solardachziegeln von Autarq wäre hier also ein deutlich höherer Aufwand nötig, um das Haus zum Solarhaus zu machen, du müsstest mit mehr als dem Doppelten rechnen. Willst du neu bauen oder steht ohnehin eine Erneuerung des Daches an, etwa, weil du dabei gleich das Dach energetisch sanieren willst, fällt der Unterschied nicht mehr so stark ins Gewicht. Falls es dir einfach nur um das Ideal vom enkelgerechten Bauen geht und du Unabhängigkeit und günstigen Strom willst, fährst du beispielsweise bei einem zehn Jahre alten Dach mit einer klassischen PV-Anlage deutlich besser als mit Solardachziegeln.
Die Optik ist sicher der entscheidende Vorteil der Solardachziegel. Nachteile sind neben dem höheren Preis auch die höhere Störanfälligkeit, weil jeder Ziegel einzeln verbunden ist. Das kann die Fehlersuche verlängern. Doch die Hersteller sind zuversichtlich, dass gerade diese beiden Faktoren bald durch technische Innovation und höhere Stückzahlen kaum noch ins Gewicht fallen. Falls du also gerade erst am Anfang der Pläne für einen Hausbau bist, behalte die Technik mit den Solardachziegeln auf jeden Fall im Blick.
