Wohnen in der Zukunft

Leben auf dem Land

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

Helene Kilb (Textkonfekt)

Leben auf dem Land: Kleinstädte & Dörfer sehr beliebt

Längst bedeutet das Leben auf dem Land nicht mehr nur Abgeschiedenheit und Langeweile. Im Gegenteil: Kleinstädte, Dörfer und Gemeinden entwickeln sich gerade zu Orten, die Städten so manches voraushaben. Über das Leben auf dem Land in der Zukunft.

Die Kleinstadt schmiegt sich direkt an die Züge der Alpen, auf der anderen Seite liegen weite Felder, Waldflächen und Wiesen, auf denen Kühe grasen und dabei die Glocken an ihren Hälsen bimmeln lassen. Es gibt eine Altstadt mit historischen Brunnen und kleinen Geschäften, Radwege und eine Seilbahn. Die „Riviera des Allgäus“ ist nicht weit, und auf einem Hügel ganz in der Nähe thront das Schloss Neuschwanstein: willkommen in Füssen. Laut dem Reiseportal Holidu ist die bayerische Kleinstadt innerhalb Deutschlands das gefragteste Ziel im ländlichen Raum. Und das nicht nur zum Urlauben, sondern offensichtlich auch zum Leben auf dem Land: 2021 hat die Stadt 300 neue Einwohner:innen dazugewonnen und zählt nun 15.800 Menschen – und das, nachdem die Zahlen in den Jahren davor stagniert waren.

Ein Leben auf dem Land

Füssen ist nur ein Beispiel von vielen für ein Leben auf dem Land. Auch andere Kleinstädte und Gemeinden verzeichnen Zuzüge. „Heute entscheiden sich mehr Menschen für ein Leben auf dem Land als vor zehn Jahren“, stellen die Autor:innen der Studie „Landlust neu vermessen“ des Thinktanks Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung fest. Und es ziehen inzwischen mehr Menschen aufs Land als von dort weg – Grund genug für die Autor:innen der Studie, von einer „neuen Landlust“ zu sprechen. Auch das Zukunftsinstitut, das seit über 20 Jahren Trends und gesellschaftliche Strömungen analysiert, spricht von einem „leisen Comeback des Landes“ und für ein Leben auf dem Land.

Urbanisierung und Desurbanisierung – Leben auf dem Land

Stadt und Land verbindet seit jeher eine wechselhafte Geschichte. Eine wichtige Rolle nehmen Push- und Pull-Faktoren ein, wie sie der Migrationsforscher Everett S. Lee nannte: Faktoren, durch die ein Gebiet Menschen „wegdrückt“ (engl. push) oder anzieht (engl. pull). Etwa während der Industrialisierung ließen geringe Löhne und Überbevölkerung Menschen vom Land abwandern. Städte lockten mit Arbeit und der Hoffnung auf ein besseres Leben. In den 1960er und 1970er Jahren begann in Deutschland die Suburbanisierung: Siedlungen am Stadtrand oder stadtnahe Regionen waren günstige Optionen, um ein Haus zu bauen und eine Familie zu gründen. Die erwachsenen Kinder folgten später dem Ruf der Stadt, um sich in deren pulsierendem Herz zu entfalten – und später dann selbst wieder in die Randzone für ein Leben auf dem Land zurückzukehren. Aktuell machen Wohnungsmangel und hohe Mieten Städte unattraktiver. Dazu kam die Pandemie, die die Nachteile des städtischen Lebens spürbar gemacht hat, wie Zukunftsforscher Matthias Horx in einem Beitrag für das Zukunftsinstitut feststellt. Bei der neuen Stadtflucht gehe es aber nicht ums Entkommen in unrealistische Sehnsuchtsbilder – sondern ums Ankommen.

Leben auf dem Land: Von der Stadt aufs Land ziehen – plötzlich eine attraktive Option

Das Land galt lange als ein Ort, an dem einmal am Tag ein Bus in die Stadt fährt, Felder, Äcker und heruntergekommene Häuser warten, und an dem verschrobene Dorfbewohner:innen zwischen zugezogenen Vorhängen durchlinsen, um Neuankömmlinge misstrauisch zu beäugen. Dass das nur ein Klischee für das Leben auf dem Land ist, zeigen Kleinstädte wie das eingangs erwähnte Füssen. Dort warten Wohnungen, Geschäfte, Kinos und Bars, Arbeit vor Ort und gutes WLAN fürs Home Office. Der Unterschied zu den Metropolen: Auf dem Land ist alles grüner, die Luft sauberer, das Leben auf dem Land entschleunigter. Beim Leben auf dem Land sind die Wege kürzer, die Natur näher, Grundstücke und Wohnräume leichter zu finden und zu bezahlen. Darüber hinaus bietet das Leben auf dem Land die Möglichkeit, den großen Nachteilen der Stadt zu entfliehen: etwa Lärm und Hektik oder der Anonymität, die zwar eine gewisse Freiheit bietet, aber auch einsam machen kann. Oder all die Eindrücke, die oft permanent Augen, Ohren und Gedanken okkupieren und Stress auslösen. Das kann sogar so weit führen, dass es zu psychischen Erkrankungen kommt – für Stadtbewohner:innen übrigens laut mehrerer Studien wahrscheinlicher als für Menschen, die auf dem Land leben.

Leben auf dem Land, aber wie?

Doch wie wird ein Dorf, eine Gemeinde oder eine Kleinstadt zukunftsfähig und bleibt damit auch langfristig ein lebenswerter Ort? Eine mögliche Antwort findet sich im Konzept der „Progressiven Provinz“ des Zukunftsinstituts. Darin stellt Zukunftsforscher Matthias Horx fest, dass es sogenannte „Change-Agents des Ländlichen“ braucht, charismatische Persönlichkeiten, die die traditionellen Wurzeln eines Orts mit zukunftsfähigen Ideen vereinen. Auch Architektur spielt eine wichtige Rolle für das Leben auf dem Land. Um das Kleinstadt- oder Dorfbild lebendig zu machen, sind gekonnte Stilbrüche wichtig. Zum Beispiel können Beton und Glas inmitten von Fachwerkhäusern für Spannung und eine zeitgemäße Optik sorgen. Ein weiteres Kriterium ist Weltoffenheit für das Leben auf dem Land. Wenn ein Ort auf dem Land aus touristischer Sicht interessant ist, stärkt das die lokale Wirtschaft und sorgt gleichzeitig für einen ständigen Austausch zwischen Landbewohner:innen und Reisenden. Zudem spricht Horx vom „USP des Dorfs“. Bei dieser Besonderheit kann es sich etwa um eine regionale Spezialität, ein Naturphänomen oder eine einzigartige Tradition handeln.

Wie vielfältig Zukunftsfähigkeit sein kann, zeigt auch der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft alle drei Jahre ausrichtet. In den 30 Siegerdörfern, die im letzten Durchgang ausgewählt wurden, warten abwechslungsreiche Konzepte: Etwa die Dorfpat:innen, die öffentliche Blumenanlagen pflegen, oder eine Bürger:innenwerkstatt, bei der Projektideen für die Dorfgestaltung gesammelt werden. Anderswo veranstaltet man regelmäßig ein Festival für die Demokratie und hat „Klön-Ecken“ eingerichtet, damit Jung und Alt im Austausch bleiben. Und an wieder einem anderen Ort widmet man sich dem Schutz einer seltenen Vogelart. Doch egal, was genau es ist: Wichtig ist, dass es gemeinsam für das Leben auf dem Land passiert.

Helene Kilb (Textkonfekt)

Als freiberufliche Redakteurin und Texterin schreibt Helene Kilb am liebsten über alles, was sie selbst begeistert. Das sind einerseits neue Interiortrends und Deko-Ideen, aber andererseits auch Themenbereiche wie Nachhaltigkeit, Familie und die sozialen Medien.

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

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