Wohnideen

Baumhaus selber bauen

Portrait: Leonie Zimmermann

Leonie Zimmermann

Zwischen Nostalgie und Naturnähe

Frische Luft, grüne Pflanzen und gedeckte Farbwelten: In Deutschland wird Naturnähe mittlerweile großgeschrieben. Kein Wunder also, dass auch beim Hausbau gerne auf natürliche Baumaterialien zurückgegriffen wird. Besonders beliebt ist dabei Holz. Holzböden, Dekor-Elemente und Holzmöbel erfreuen sich seit Jahren zunehmender Beliebtheit.

Warum also nicht gleich ein ganzes Holzhaus bauen? Und das um oder an einem Baum? Der Traum vom eigenen Baumhaus mitten in der Natur ist nämlich nicht bloß eine reine Wunschvorstellung, sondern schon lange realisierbar. Möglich machen das insgesamt vier Firmen in Deutschland, die sich auf den Bau von Baumhäusern spezialisiert haben. Die Firma Baumleben aus dem niedersächsischen Hameln ist eine von ihnen. Und Geschäftsführer Uwe Wöckener ist überzeugt: „Grundsätzlich ist erstmal alles machbar.“

Der erste Schritt zum Baumhaus-Bauer

Aber wie kommt man eigentlich darauf, professionell Baumhäuser zu bauen? „Angefangen hat das Ganze, weil meine älteste Tochter sich ein Baumhaus gewünscht hat“, erzählt Wöckener. Also setzte der gelernte Zimmermann sich im Jahr 2004 an den Rechner und recherchierte, wie ein Baumhaus gebaut wird. Damals hat es in ganz Europa nur eine Firma mit entsprechenden Dienstleistungen gegeben. Also beschloss Wöckener, einfach selbst ein Holzhaus für seine Kinder zu bauen.

Vorher musste er aber noch das nötige Handwerk lernen, also schrieb er kurzerhand eine britische Produktionsfirma an. „Der Inhaber Richard Harris hat mich dann eingeladen und ich durfte für 3 Wochen bei ihm mitarbeiten“, sagt Wöckener mit stolzer Stimme. Mit dem neuen Wissen im Handgepäck reiste Wöckener dann wieder nach Hause und baute sein erstes eigenes Baumhaus im heimischen Garten. Und das machte scheinbar Eindruck.

„Als der Postbote dann auf mich zukam und sagte, dass er auch gerne so eins haben möchte, dachte ich, das geht bestimmt vielen Menschen so“, sagt der Baumhaus-Experte und beschreibt damit die Geburtsstunde von „Baumleben“. Denn nur wenige Wochen später hat er gemeinsam mit einem befreundeten Tischler dann die Firma gegründet.

Spielhaus, Familienhaus oder doch Wohnhaus?

Mit den Jahren haben sich die Handwerker zu echten Experten entwickelt, wenn es um das eigene Baumhaus-Projekt geht. Sie bieten maßgefertigte Holzhäuser für Kinder und Erwachsene an und fertigen nach Wunsch auch individuelle Bauanleitungen für DIY-Fans. Im Wesentlichen haben die Kund:innen die Wahl zwischen drei Baumhaus-Varianten:

Spielhäuser

1.

Für die Variante, die vor allem für Kinder gedacht ist und meist im eigenen Garten steht, entscheiden sich aktuell 40 Prozent der Kund:innen.

Familienhäuser

2.

Auch hierbei handelt es sich um ein Freizeithaus in der Natur, das allerdings für die ganze Familie geeignet ist. Auch das wünschen sich derzeit 40 Prozent der Kund:innen

Wohnhäuser

3.

Rund 20 Prozent der Kund:innen von „Baumleben“ interessieren sich dieser Tage für ein Wohnhaus aus Holz mitten in der Natur. Das Baumhaus ist dann für die dauerhafte Nutzung ausgelegt. Baumhaus-Hotels fallen also auch in diese Kategorie.

Baumhaus bauen: Wichtige Fragen und Antworten

Der Weg von der Idee zum fertigen Baumhaus ist dabei für viele Bauherr:innen oft sehr abstrakt. Was ist beim Bauplatz zu beachten, welche Holzarten werden verwendet und wie teuer ist das Traumhaus aus Holz eigentlich? Wer ein Baumhaus plant, steht am Anfang oft vor vielen offenen Fragen. Die wichtigsten davon hat Uwe Wöckener uns im Interview beantwortet.

1. Was ist der erste Schritt zum eigenen Baumhaus?

„Bevor wir aktiv ein Projekt planen, prüfen wir mit den Kund:innen, ob ihr Traum vom Baumhaus realistisch umsetzbar ist. Manche rufen nämlich an und haben 3.000 Euro für ihr individuelles Holzhaus zur Verfügung. Da können wir dann leider nicht viel machen. Wenn die Vorstellung allerdings zu unseren Möglichkeiten passt, dann fahre ich bei den Kund:innen vorbei und entwerfe gemeinsam mit ihnen ein Traumhaus aus Holz.“

2. Kann ich mein Baumhaus überall hinstellen?

„Was den Bauplatz angeht, gibt es eigentlich keine Beschränkungen. Manche Bauplätze sind leichter zugänglich, andere schwerer. Wir fertigen die Bauteile dann dementsprechend an und finden eigentlich für jeden Wunsch eine Lösung. Wir haben zum Beispiel schon mal alle Bauteile einen Kilometer durch den Wald geschleppt. Das ist am Ende dann höchstens eine Preisfrage. Und, besonders wichtig: Vor der konkreten Planung eines Baumhaus-Projektes sollten sich Bauherren bei dem zuständigen Bauamt über die Richtlinien und Gesetze informieren, denn die sind sehr unterschiedlich.“

3. Apropos Preis: Wie teuer ist der Traum vom eigenen Baumhaus?

„Die Preise sind natürlich so individuell wie die Vorstellungen unserer Kunden. Ein Kinderspielhaus liegt im Schnitt bei 6.500 Euro, ein Familienhaus bei circa 35.000 Euro und ein Wohnhaus für gewerbliche Zwecke bei 80.000 Euro. Es kommt aber immer auf die Extras an. Turm, Erker oder Hängebrücke treiben die Kosten natürlich in die Höhe.“

4. Welche Holzsorten werden für das Baumhaus verwendet?

„Wir arbeiten im Wesentlichen mit drei Holzsorten. Robinie: Die aus Nordamerika stammende Baumart wird auch für Spielplätze sehr gerne genutzt, da sie sehr stabil und widerstandsfähig ist. Deshalb nutzen wir sie für den Unterbau der Baumhäuser. Beim Oberbau können sich Bauherren dann zwischen Fichte und Lärche entscheiden, wobei Lärche im Schnitt rund 30 Prozent teurer ist.“

5. Kann ich theoretisch auch andere Holzarten für ein Holzhaus verwenden?

„Ja, aber dabei gibt es Folgendes zu beachten: Nadelbäume sind generell nicht so standfest wie Laubbäume. Da braucht man schon einen Durchmesser von 50 cm und sollte nicht höher als 3 Meter bauen. Bei Laubbäumen wie zum Beispiel der Pappel läuft man dafür Gefahr, dass sie nicht sichtbar im Stamm fault. Manchmal lohnt es sich aber trotzdem, etwa bei einem Nussbaum mit einem Pilzbefall, ein Baumhaus einzubauen, weil der Baum noch 30 Jahre stehen kann. Es muss am Ende also immer eine individuelle Entscheidung getroffen werden.“

Der Zauber vom eigenen Baumhaus

Aber was ist eigentlich das Besondere am Wohntraum aus Holz? So individuell die Antwort auf diese Frage für jede:n Bauherr:in wohl sein mag, Experte Uwe Wöckener hat für sich eine universelle Antwort gefunden: Der Perspektivwechsel. „Sobald man sich in drei Metern Höhe befindet, sieht man sein Umfeld aus einem anderen Blickwinkel. Das Klima ist anders, die Luft frischer und es herrscht eine komplett andere Atmosphäre. Das begeistert mich auch nach Jahren immer wieder aufs Neue“, sagt der Zimmermann.

Natürlich gibt es auch andere Wege, das Leben mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Auch die Naturnähe ist laut Wöckener oftmals nicht der wahre Grund für das eigene Holzhaus. Bei einem Baumhaus geht es vor allem um Nostalgie: „Es geht darum, die eigene Jugend wieder aufleben zu lassen. Besonders bei älteren Kund:innen fällt es oft auf, dass sie ihren Enkel:innen das ermöglichen wollen, was sie selbst in ihrer Jugend vielleicht nicht hatten. Und das ist schön. Ein Baumhaus hat etwas Nostalgisches an sich, und viele Menschen erfüllen sich damit einen ihrer sehnlichsten Kinderwünsche.“

DIY-Projekt Baumhaus – eine gute Idee?

Apropos Nostalgie: Einige Kund:innen entscheiden sich auch dazu, das Baumhaus zum neuen DIY-Projekt zu machen. Einmal selbst Hand anlegen und die Handwerker:innen-Träume aus der Kindheit leben, um dann voller Stolz das eigene Werk bewundern zu können. Aber ist es eine gute Idee, ein Holzhaus selbst zu bauen? Wöckener macht Einsteigern Mut: „Ich finde es total toll, wenn Leute sich selbst ein Baumhaus bauen wollen.“

Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis fehle den meisten Erwachsenen dann doch die Zeit für ein solches Projekt – und manchmal auch die nötige Fingerfertigkeit. „Vor allem der Unterbau ist anspruchsvoll, weshalb wir den in der Regel auch bei unseren DIY-Kund:innen bauen“, sagt der Hausbauer.

Für den Oberbau, also das eigentliche Baumhaus, bekommen die Kund:innen dann eine Bauanleitung à la IKEA. Und das Konzept scheint aufzugehen: „Erfahrungsgemäß haben die meisten Bauherr:innen dabei großen Spaß.“

Generell ist Holz ein sehr dankbarer Rohstoff, mit dem auch das bereits bestehende Eigenheim gemütlich umgestaltet werden kann, etwa durch einen Balken, eine mit Holz verkleidete Wand oder Möbelstücke aus Echtholz. Laut Wöckener sollten Hausbesitzer:innen und Hobbygärtner:innen dabei lediglich auf eine Sache achten: „Dass das Holz gut getrocknet ist. Denn sonst trocknet es noch nach dem Einbau nach – und das kann sehr geräuschintensiv sein und führt zur Spaltbildung.“

Zwischen Baumhaus-Boom und Erinnerungen

Trockenes Holz ist wichtig – das ist eine der wenigen absoluten Wahrheiten im Baumhaus-Business. Denn selbst Wöckener lernt nach jahrelanger Erfahrung noch immer dazu. Jedes neue Projekt ist dabei eine Herausforderung, eine Einladung, über sich hinauszuwachsen und sich in den Baustoff Holz zu verlieben.

„Eines unserer schönsten Projekte bisher war das Baumhaus an der Binnenalster in Hamburg“, erinnert sich Uwe Wöckener. „Die Kund:innen haben sich ein Spielhaus gewünscht, das aussieht wie der Sprechende Hut aus dem Kinderfilm Harry Potter. Das war eine riesige Herausforderung für uns, denn das Dach musste sehr spitz werden. Aber wir haben es geschafft. Und die leuchtenden Augen der Kund:innen, als sie das erste Mal ihr neues Baumhaus betreten haben, waren unbezahlbar. Das war die Mühe allemal wert.“

Im Vergleich zu 2004 gibt es mittlerweile acht Produktionsfirmen in Europa, die nostalgische Träume im eigenen Garten erfüllen. Von Konkurrenz ist dennoch in der noch sehr jungen Branche nichts zu spüren, denn der Markt boomt. Und obwohl sich seit dem Start von „Baumleben“ bei dem Geschäftsführer einiges verändert hat, bleibt eines gleich: Das Baumhaus in Wöckeners Garten steht noch immer am selben Fleck. Es erinnert ihn daran, wie seine Liebe zum Haus aus Holz angefangen hat. Abreißen wird er es wohl nie, denn es war der Anfang von etwas ganz Besonderem.

Leonie Zimmermann

Leonie Zimmermann lebt in Norddeutschland und schreibt als freiberufliche Online-Redakteurin am liebsten über die schönen Dinge des Lebens: Reisen, Mode, Gefühle und natürlich alles, was es für ein schönes und nachhaltiges Zuhause braucht.

Portrait: Leonie Zimmermann

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