Wohnen in der Zukunft

Die 15-Minuten-Stadt

Portrait: Leonie Zimmermann

Leonie Zimmermann

Für mehr Lebensqualität und Klimaschutz

Nachhaltigkeit und Lebensqualität unter einen Hut zu bringen, ist schwierig. Der Pariser Professor Carlos Moreno zeigt mit der 15-Minuten-Stadt, dass es möglich ist. Das Konzept sieht vor, dass alle wichtigen Einrichtungen innerhalb von 15 Minuten erreichbar sind – und zwar ohne Auto. Stattdessen wird das Fahrrad zum Hauptverkehrsmittel, Mobilität wird also fundamental umgedacht. Und die Idee kommt an – zahlreiche Städte planen die Zukunft bereits nach dem Vorbild der 15-Minuten-Stadt.

Die 15-Minuten-Stadt

Von der Auto- zur Fahrradstadt

Mit dem Rad zur Arbeit fahren, in der Mittagspause mit dem ÖPNV ins Lieblingsrestaurant und abends zu Fuß ins Kino laufen: Die 15-Minuten-Stadt macht das möglich. Wie der Name schon sagt, geht es dabei darum, dass alle wichtigen Einrichtungen innerhalb von höchstens 15 Minuten erreicht werden können – und zwar ohne Auto. Stattdessen soll, ganz nach dem Prinzip einer Fahrradstadt, das Verkehrsmittel auf zwei Rädern hier im Fokus stehen. Bisher sieht das Ganze noch anders aus: Allein in Berlin sind in diesem Jahr 1,24 Millionen Autos zugelassen, bei einer Einwohnerzahl von rund 3,6 Millionen Menschen besitzt also jeder Dritte ein Auto. Das liegt vor allem daran, dass die Wege in der Hauptstadt deutlich länger und oft auch umständlicher sind. Zur Arbeit fahren die Bewohner:innen nicht selten 30 Minuten oder sogar eine Stunde.

Das Konzept der 15-Minuten-Stadt für die Stadtentwicklung von Professor Carlos Moreno, Leiter des Institut ETI (Entrepreneuriat, Territoire, Innovation) an der Sorbonne Universität in Paris, soll das Leben in Großstädten nicht nur angenehmer, sondern auch nachhaltiger machen. Dafür sollen einzelne Stadtteile in Zukunft in einem Umkreis von wenigen Kilometern alle wichtigen Versorgungseinrichtungen beherbergen. „Wir wollen, dass man in einer Stadt nicht mehr als 15 Minuten von seinem Wohnort entfernt ist, sei es, um zur Arbeit zu gehen, einzukaufen, die Gesundheitsversorgung in Anspruch zu nehmen, Kultur zu genießen oder sich zu entspannen“, erklärt Moreno das Konzept gegenüber Euronews Next selbst.

15-Minuten-Stadt als Vorbild für die Zukunft von Paris

Und die Idee scheint einen Nerv zu treffen – denn immer mehr europäische Städte verändern sich bereits nach dem Vorbild der 15-Minuten-Stadt. Paris ist eine dieser Städte. Die französische Metropole gilt als eine der am dichtesten bevölkerten Städte weltweit. Auf einem Quadratkilometer leben durchschnittlich mehr als 20.000 Menschen. Zum Vergleich: In New York sind es knapp über 10.000 auf der gleichen Fläche. Dementsprechend voll sind auch die Straßen in Paris, Staus gehören beinahe zum Alltag für die rund zwei Millionen Einwohner:innen, von denen noch immer 60 Prozent das Auto nutzen.

Genau das möchte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo ändern. Die 15-Minuten-Stadt war ein zentraler Punkt in ihrem Wahlkampf und gehört deshalb zu ihren Kernvorhaben. Und erste Erfolge kann Hidalgo auch schon feiern: Sie hat bereits das Seine-Ufer zur autofreien Zone erklärt, den Ausbau von Radwegen vorangetrieben und in den meisten Stadtteilen Tempo 30 durchgesetzt – damit ist die Bürgermeisterin ihrem Ziel einer 15-Minuten-Stadt einen großen Schritt nähergekommen. Außerdem sollen 60.000 innerstädtische Parkplätze verschwinden. Die entsprechende Fläche soll dann Möglichkeiten zur Gartengestaltung und Grünflächen bieten und für Spielplätze und Fahrradwege genutzt werden. Viele Ziele sind dadurch schon heute innerhalb von 15 Minuten erreichbar.

Europäische Städte bereiten den Weg für die 15-Minuten-Stadt

Neben Paris haben sich auch Städte wie Berlin, Bocholt, Nantes, Oslo und Madrid auf den Weg zu einer 15-Minuten-Stadt gemacht. Auch Hamburg plant ein neues Stadtkonzept nach dem Vorbild von Moreno. Die Hansestadt arbeitet gerade an einer Mobilitätswende, die ohne Fahrplan auskommt.

Dafür sollen deutlich mehr Stadt- und U-Bahnen fahren, sodass ohnehin zeitnah ein öffentliches Verkehrsmittel verfügbar ist. Ergänzend will die Stadt vermehrt auf Car-Sharing, ausgebaute Radwege und eine autofreie Innenstadt setzen. Damit folgt sie nicht nur dem Ideal einer 15-Minuten-Stadt, sondern auch dem der Fahrradstadt. So verspricht sich die Hansestadt mehr Lebensqualität für die Bewohner:innen und weniger CO2-Ausstoß.

Klimaschutz und Lebensqualität

Die 15-Minuten-Stadt bringt viele Vorteile

Und das sind nicht die einzigen Vorteile, die eine 15-Minuten-Stadt verspricht. Neben den sinkenden Emissionen nehmen auch der Verkehrslärm und die Staugefahr erheblich ab. Das wiederum trägt zu einer besseren Gesundheit und einem gesünderen Lebensstil der Einwohner:innen bei. Die neuen Flächen für Bäume und Parks wirken sich zudem positiv auf das Klima in der Innenstadt aus, was wiederum ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt ist. Und auch ganz individuell profitieren die Menschen von der 15-Minuten-Stadt. Zum Beispiel finanziell, wenn die Kosten für Anschaffung und Unterhaltung eines Autos wegfallen – in der 15-Minuten-Stadt ist das Fahrrad sowieso effizienter – oder weil sie einfach mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge haben.

Um solche Effekte erreichen zu können, muss Stadtentwicklung neu gedacht werden – und zwar so, dass die Idee der 15-Minuten-Stadt im Vordergrund steht. Bisher sind die meisten Großstädte grob in Wohn- und Gewerbegebiete aufgeteilt. In der 15-Minuten-Stadt gibt es hingegen nur noch gemischte Stadtgebiete. Dann liegt also die Wohnung im gleichen Viertel wie die Produktionsstätte und andere Einrichtungen wie Ärzt:innenhäuser, Freizeitstätten und Supermärkte. Jeder Stadtteil muss also wie eine eigene kleine Stadt aufgebaut sein. Für Carlos Moreno ist die Umnutzung von Räumen der Schlüssel zur 15-Minuten-Stadt. „Wir wollen ein Gebäude auch für Aktivitäten nutzen, für die es ursprünglich nicht gedacht war“, sagt der Professor bei Euronews Next.

Die 15-Minuten-Stadt

Vom Stadtzentrum ins eigene Stadtviertel

Die Pandemie hat gezeigt, dass wir ein Umdenken brauchen. Die Innenstädte waren durch den Lockdown nahezu leergefegt, und das Leben hat sich ohnehin in die Stadtviertel verlegt. Für viele Menschen spielt das Geschehen vor der eigenen Haustür eine immer größere Rolle. Mit der 15-Minuten-Stadt vereint Moreno ein Stadtkonzept, das einen nachhaltigen Lebensstil auch mit gesteigerter Lebensqualität verbindet. Damit das gelingen kann, müssen aber alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Moreno ist überzeugt: „Schlussendlich wird eine zukunftssichere, attraktive Stadtentwicklung nur möglich sein, wenn alle Akteur:innen gemeinsame Lösungen für die Zukunft finden.“

Leonie Zimmermann

Leonie Zimmermann lebt in Norddeutschland und schreibt als freiberufliche Online-Redakteurin am liebsten über die schönen Dinge des Lebens: Reisen, Mode, Gefühle und natürlich alles, was es für ein schönes und nachhaltiges Zuhause braucht.

Portrait: Leonie Zimmermann

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