Einrichtungsstile

Kindercore

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

Helene Kilb (Textkonfekt)

Kreative Ideen für den neuen Interiortrend

Lange genug war in Sachen Wohnen Zurückhaltung gefragt. Jetzt zieht Kindercore ein – mit knalligen Möbeln, verspielten Accessoires und Wohnkonzepten, die Abenteuer aus Kindertagen wieder lebendig werden lassen. Wir verraten, was hinter dem Interiortrend steckt, warum er so beliebt ist und wie er sich ins eigene Zuhause integrieren lässt.

Kindercore

Was ist das überhaupt?

Frei übersetzt bedeutet Kindercore so viel wie: mit Fokus aufs Kindliche. Der Interiortrend steht im Gegensatz zu den kühlen Farben und minimalistischen Formen, die in den vergangenen Jahren oft die Einrichtung dominierten. Er folgt dem sogenannten „Playful Principle“, wortwörtlich „spielerischen Prinzip“, bei dem die Einrichtung wieder mehr vom Funktionalen abweichen darf. Stattdessen bereichert ein Gefühl von Lebendigkeit und Spaß das Zuhause.


               Kreative Einrichtungsideen als Gegentrend zum
               Minimalismus

Dass sich der Kindercore-Trend gerade jetzt etabliert, ist kein Zufall. Im Home Report 2022 des Zukunftsinstituts erklärt die Trendforscherin und Wohnexpertin Oona Horx Strathern: „Es mag paradox klingen, aber Verspieltheit ist eine recht ernste Angelegenheit. Gerade jetzt erscheint sie als der perfekte Gegenpol und Gegentrend zu all der Ernsthaftigkeit und Eintönigkeit, die wir in letzter Zeit erlebt haben.“ Für die Wohnexpertin steht auf den ersten Blick die Verspieltheit für Neuartigkeit und Überraschung. Doch dahinter steckt noch mehr: „Psychologinnen und Psychologen sagen, dass Spielfreude positive Emotionen und psychologisches Wohlbefinden steigert und unsere geistige und körperliche Gesundheit verbessert.“

Ursprünge des Einrichtungstrends Kindercore liegen in der Postmoderne

Die Ursprünge der Kindercore-Optik lassen sich am ehesten in der Postmoderne verorten. Wo zuvor Funktionalität als das Nonplusultra galt, standen nun Ironie und Humor im Vordergrund. Gegenstände sollten nicht mehr (nur) dazu da sein, um einen gewissen Zweck zu erfüllen – sondern um Emotionen zu wecken und eine gewisse Leidenschaft auszulösen. Gestaltet wurde mit leuchtenden Farben, oft in wilden Kombinationen. Typisch für die Postmoderne sind die Designs der 1980 gegründeten Gruppe „Memphis“, die aus mehreren Mailänder Designer:innen bestand. Von ihnen entworfene Möbel setzten sich meist aus geometrischen Formen zusammen und leuchteten in den verschiedensten Farben. Genau solche Designelemente finden sich auch im Kindercore wieder.

Ein weiteres bekanntes Beispiel sind die Haushaltsgegenstände, die im Jahr 1990 gegründeten „Centro Studi Alessi“ entstanden. Unter dem Motto „family follows fiction“ – eine Anspielung auf das lange geltende Credo „form follows function“ – verbanden junge Designer und Designerinnen Nutzwert mit Witz: Etwa beim „Magic Bunny“, einem Zahnstocherhalter, bei dem ein Kaninchen in einem Zylinder sitzt und beim Herausziehen die Zahnstocher präsentiert oder bei dem Flaschenöffner „Diabolix“, dessen Metallzähne einen Kronkorken abzubeißen scheinen.

Schon einzelne Objekte erzielen eine Wirkung

Sich entsprechend des Kindercore-Stils einzurichten, bedeutet nicht, wieder Barbies, Lego, Puppen und Modellflugzeuge vom Dachboden zu holen. Denn spielerisches Design ist nicht gleichbedeutend mit Spielzeug. Vielmehr geht es darum, die Kreativität und Neugier anzuregen, die Kindern zueigen ist, im Erwachsenenalter aber oft verloren geht. Viele Objekte sind in den Primärfarben Rot, Gelb und Blau gehalten. Wer mag, lässt sich auch von der Farbwelt des "Bright&Breezy-Stils" inspirieren.

Schon einzelne Objekte im Kindercore-Stil wirken: Eine bunte Lampe, ein Kerzenhalter in Form eines stilisierten Pudels, ein Küchenwecker, der aussieht wie eine Tomate oder eine Aufbewahrungskiste, die einem riesigen Lego-Stein nachempfunden ist. Auch aufblasbare Möbel feiern laut der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne ein Comeback und passen mit ihrer faszinierenden Optik perfekt zum Kindercore-Stil.

Dass Verspieltheit und Funktionalität sich nicht ausschließen, zeigen modulare Möbel, wie sie etwa das Düsseldorfer Unternehmen Cubit herstellt. Regale und Sofas bestehen aus einzelnen Modulen, die sich mithilfe von Steckverbindungen nach Lust und Laune zusammenstellen lassen. Damit greift eine modulare Einrichtung wesentliche Elemente des „Playful Princpiles“ auf: Sie bietet die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden, die Einrichtung immer neu und überraschend zu gestalten und so mitunter den für Kindercore so typischen Eindruck von lebendigem Chaos zu schaffen.

Mit Kindercore Akzente setzen

Doch auch, wer es nicht so laut und bunt mag, kann seinem Zuhause mit Akzenten im Kindercore-Stil eine Portion Verspieltheit verleihen. So gibt es etwa Lampen, bei denen Affen, Vögel oder Eichhörnchen die Glühbirne halten oder solche mit Glasschirmen, die wie Seifenblasen schillern. Ein mit Lichterketten geschmückter Betthimmel aus Stoff sorgt dafür, dass du dich wieder in Kindertage zurückversetzt fühlst. Effektvoll sind zudem Tapeten oder Kunstdrucke: Etwa die des Künstlers Paul Fuentes, bei dem Tiere mit Alltagsgegenständen verschmelzen und zum Beispiel Giraffen Kaugummiblasen machen, Pferde dank einer Eiswaffel auf der Stirn zum Einhorn werden oder Flamingos in High Heels herumstaksen.

Abenteuer Zuhause – mit Kindercore

Andere Kindercore-Elemente laden dazu ein, sich aktiv ins Abenteuer zu begeben. So eignet sich eine Rutsche neben der Treppe dazu, um ins Erdgeschoss zu sausen – und damit gleichzeitig die tägliche Routine für ein bisschen Spaß zu unterbrechen. Eine Idee für alle, die über hohe Decken verfügen: eine Hochebene für ein Baumhaus-Feeling einrichten. Bei weniger hohen Decken passt vielleicht ein Hochbett oder eine andere individuelle Wohnidee

Auch Indoor-Schaukeln und andere hängende Möbel eignen sich nicht nur für Kinder. Selbst in nicht allzu großen Räumen oder auf einer Veranda ist Platz für einen Hängesessel, eine Hängematte oder sogar ein Hängesofa. Wer hohe Decken hat, kann hingegen eine „richtige“ Schaukel aufhängen und sich damit in luftige Höhen schwingen.

So sorgt der Kindercore-Stil dafür, dass wir von Zeit zu Zeit unbeschwerte Kindheitstage wieder aufleben lassen können – und uns damit sicher ein Stück freier und fröhlicher fühlen.

Helene Kilb (Textkonfekt)

Als freiberufliche Redakteurin und Texterin schreibt Helene Kilb am liebsten über alles, was sie selbst begeistert. Das sind einerseits neue Interiortrends und Deko-Ideen, aber andererseits auch Themenbereiche wie Nachhaltigkeit, Familie und die sozialen Medien.

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

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