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Strohballenhaus:
Tradition des nachhaltigen Bauens

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Stroh schützt und wärmt seit mehr als 100 Jahren

Strohballenhäuser bewähren sich weltweit schon seit etwa 100 Jahren. Vor allem in den USA ist diese Art zu bauen viel beliebter als beispielsweise in Deutschland. Hierzulande wurde das erste Wohnhaus aus dem eher ungewöhnlichen, aber dafür umso nachhaltigeren Rohstoff erst vor rund 20 Jahren bezogen. Seitdem gibt es immer mehr Menschen, die beim Bau der eigenen vier Wände auf ressourcen- und klimaschonendes Stroh setzen. Insgesamt stehen in Deutschland mittlerweile über 1.000 Strohhäuser, darunter auch das europaweit höchste: ein fünfgeschossiger Bau des Norddeutschen Zentrums für Nachhaltiges Bauen (NZNB) in Verden. Von außen ist es den Häusern oft nicht anzusehen, aber die inneren Werte sind dafür umso beeindruckender. Wir haben uns die Strohballen als Baustoff etwas genauer angesehen und ein paar Vor- und Nachteile zusammengestellt.

Warum eigentlich Stroh?

Jetzt kannst du dein Traumhaus bauen und gleichzeitig etwas für die Umwelt und deine Gesundheit tun. Denn Strohballen reduzieren nicht nur deinen CO²-Fußabdruck, sondern erzeugen auch ein ziemlich gutes Wohnklima. Alles, was du brauchst, sind in etwa 500 Strohballen, 25 Tonnen Lehm und eine Menge Holz. Einerseits ist es genauso einfach. Andererseits wieder nicht. Du kannst dir das insgesamt so vorstellen: Nur das Innenleben der Wände besteht aus 24 bis 59 Zentimeter dicken, nach Norm gepressten Strohballen, die mit unterschiedlichen Konstruktionen aus Holz kombiniert werden. Ob das Dach ebenfalls mit Stroh isoliert wird, ist von Haus zu Haus verschieden. Übrigens: Erst seit 2014 ist ein Strohballengebäude auch bauaufsichtlich anerkannt. Und das auch meistens nur für einstöckige Gebäude, weil Strohballen dann doch weniger Gewicht tragen können als Steine.

Baustoff für das Strohballenhaus direkt vom Acker um die Ecke

Stroh ist ein regional verfügbarer ökologischer Rohstoff, der jährlich nachwächst. So entstehen etwa bei der Getreideernte massenweise Strohballen als eine Art Abfallprodukt. Wenn du also über ein Strohhaus nachdenkst, schau dich nach einem lokalen Landwirt um, mit dem du kooperieren kannst. Beim nachhaltigen Bauen als Ausgangsmaterial kann dabei jedes Getreide verwendet werden. Der Richtwert für einen Ballen Stroh liegt etwa bei fünf Euro. Wichtig ist dabei, dass das Stroh möglichst langhalmig bleibt und nicht zu klein geschreddert wird. Denn: Je länger die Halme, desto besser dämmen sie und desto stabiler sind sie. Achte auch darauf, dass die Ballen nach bestimmten Vorgaben gepresst werden müssen und sie zudem die Zertifizierung als Baustroh erhalten. Beim FASBA, dem Fachverband Strohballenbau Deutschland e. V. erhältst du viele nützliche Informationen zum Thema Strohballenbau und kannst dir eine ganze Reihe bereits realisierter Hausprojekte ansehen.

Jetzt wird losgebaut

Ein klassisches Strohballenhaus als nachhaltige Architektur hat als Basis einen Holzrahmen mit ziemlich dicken Balken. Zwischen diese Balken werden die Strohballen gedrückt und verdichtet. Innen und außen wird mit Lehm (innen kann auch Kalkputz verwendet werden) verputzt. Das sorgt nicht nur für eine behagliche Wärmedämmung und ein gesundes Raumklima, sondern auch für den idealen Wetter- und Feuchtigkeitsschutz. Auf die Außenwand wird zudem eine Unterspannbahn als Regen- und Schneeschutz angebracht und zum Abschluss — je nach Geschmack — eine Holzverschalung oder Außenputz.

Übrigens: Wenn du dich für ein Strohballenhaus entscheidest, baust du damit auch ein Passivhaus – also ein hochgedämmtes Niedrigenergiehaus, das die vorhandenen Wärmequellen wie Sonneneinstrahlung und die Abwärme der Bewohner:innen und der elektrischen Geräte passiv nutzt. Dieser Ansatz ist ein wesentlicher Bestandteil beim ökologischen Wohnen.

Kein Ungeziefer, kein Schimmel, keine erhöhte Brandgefahr

Thema Fakt und Fiktion. Es sind hier und da immer noch einige Mythen über das Wohnen in Strohballenhäusern im Umlauf, die schlichtweg falsch sind.
Fakt 1: Du musst keine Angst vor Ungezieferbefall im Stroh haben. Dafür ist das Stroh viel zu dicht gepresst, als dass sich Mäuse, Ratten oder Insekten darin wohlfühlen würden. Wenn dein Strohhaus fachgerecht gebaut wurde, ist es zu 100 % frei von Ungeziefer.
Fakt 2: Nein, dein Strohhaus brennt nicht beim nächsten Funkenflug einfach ab. Deine Verputzung aus Lehm sorgt dafür, dass deine Wände mindestens 90 Minuten Widerstand gegen Feuer leisten (Brandschutzklasse F90). Insgesamt ist ein Strohballenhaus genauso entflammbar wie jedes andere Gebäude auch.

Fakt 3: Deine Strohballen können nur dann feucht werden, wenn der Lehmputz noch gar nicht aufgetragen oder wenn schlecht bzw. fahrlässig gearbeitet worden ist. Unter normalen Umständen entwickelt sich also auch kein Schimmel.

Die Vor- und Nachteile eines Strohballenhauses

Die Vorteile:

Das Stroh der Strohballenhäuser ist wärme- und schalldämmend, preisgünstig, ein regional verfügbarer Rohstoff, ökologisch, energieeffizient und sorgt für ein gutes Raumklima. Zudem reguliert der Lehmputz die Luftfeuchtigkeit und entzieht der Raumluft Geruchs- und Schadstoffe.

Die Nachteile:

Du bist extrem abhängig von gutem Wetter bei der Strohernte, bei der Lagerung des Strohs und bei den Bauarbeiten der Strohballenhäuser. Bei einem Strohballenhaus hast du einen höheren Planungs- und Bauaufwand, da du jeden Schritt genau akkurat und exakt ausführen musst. Thema Nässe: Achte vor und während des Baus darauf, dass dein Stroh perfekt trocken gelagert ist, damit du später keine Probleme damit hast.

Selbst bauen oder bauen lassen?

Falls du dich jetzt fragst: Kann ich das Strohballenhaus selbst bauen oder lasse ich es lieber bauen? Kleine Objekte wie eine Hütte im Garten kannst du bestimmt in Eigenregie als Projekt angehen. Bei deinem Traumhaus wird es da schon etwas komplexer. Der Fachverband FASBA bietet im Zusammenhang mit Strohballenhäusern Praxisseminare für zukünftige Bauherren an. Danach weißt du, ob du dich selbst an die Arbeit machen oder sie besser einem Profi überlassen willst.

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