Wohnen in der Zukunft

Nachhaltige Wohnprojekte

Portrait: Daniel Killy

Daniel Killy

Nachhaltig leben – und doch mitten in der City

In der grünen Peripherie wohnen und mit zwei Autos zum Shoppen und Arbeiten ins Zentrum pendeln. Dieser Lebensentwurf ist, mit Verlaub, nicht mehr ganz so zeitgemäß. Gefragt sind nachhaltige Ideen, die Wohnraum schaffen und Verkehr verringern.
Es tut sich was im Land – und das ist auch gut so. So wichtig das eigene Wohlbefinden auch ist, viele Menschen denken nicht mehr nur an sich und ihr kleines Glück, sondern haben bei
der Wahl ihres Lebensmittelpunktes zusehends auch die Allgemeinheit und die Umwelt im Blick. 

Wohnen ist nicht mehr ausschließlich eine Entscheidung nach privaten Vorlieben; Nachhaltigkeit und Schonen der Ressourcen stehen heute selbstverständlich Pate bei der Entscheidung für eigenen Wohnraum. Auch die Stadtflucht scheint beendet. Leben und arbeiten im urbanen Umfeld sind ein unübersehbarer Trend.   
Auf den ersten flüchtigen Blick ist das ein Widerspruch: Nachhaltigkeit und zentrales Wohnen. Doch mit der Veränderung innerstädtischer Verkehrsstrukturen, weg vom individuellen Verkehrsmittel Pkw, hin zu Carsharing, E-Mobilität auf Rädern und Rollern oder Kombi-Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs, wird auch neuer Raum in Deutschlands Metropolen geschaffen, wo man ihn nicht erwartet hat.

Denn wo es weniger Autos gibt, braucht es auch weniger Parkflächen. Das führt zu so manchem Leerstand in den Bausünden der 1970er und 80er Jahre – den Innenstadt-Parkhäusern. Die Beton- und Stahl-Ungetüme stehen entweder ganz leer oder lassen ganze Decks ungenutzt, weil sich eine Bewirtschaftung u. a. mit Parkwächtern nicht mehr lohnt.
Jahrzehntelang fristeten derlei Ruinen des vermeintlich motorisierten Fortschritts ein Schattendasein. Bis ein cleveres Unternehmen auf die Idee kam, die verwaisten City-Flächen für modulares und temporäres Wohnen zu nutzen. „MQ Real Estate“ heißt das Unternehmen, dass sich zur Aufgabe gemacht hat, großflächigen Leerstand in besten Lagen zu nachhaltigem Wohnraum umzurüsten. Erstes Ergebnis: Das „Skypark Hotel-Konzept mit modularer Nachverdichtung“.

Das klingt zunächst einmal komplizierter als es ist und bedeutet nichts anderes, als dass sich die Wohnfläche nach dem Bedarf richtet und modular zu erweitern beziehungsweise zu modifizieren ist.

„Die Idee zu dem Skypark-Hotel ist bei einem Mittagessen entstanden, als Björn M. Hiss und ich uns Ende 2013 getroffen haben“, sagt Dr. Nikolai Jäger, Gründer und Geschäftsführer von „MQ Real Estate“. „Wir haben aus dem Berliner KaDeWe heraus auf leere Parkhausflächen geblickt und uns gedacht: Das ist perfekt. Warum bauen wir diese mobilen Hotels nicht auf Parkdeckflächen?".

Aus der Idee entstand binnen sechs Jahren „the niu Hide Berlin“: das weltweit erste Hotel, das dem Konzept der urbanen Nachverdichtung folgte – also Wohnraum in und auf ehemaligen Gewerbeflächen zu schaffen.

Das Hotel liegt auf dem Parkdeck des von der Otto-Konzerntochter „ECE“ betriebenen Ring-Centers II in der Frankfurter Allee in Berlin – direkt an der Grenze der Bezirke Friedrichshain und Lichtenberg. 152 citynahe, stylish und praktisch eingerichtete Zimmer bieten originelle und zugleich komfortable Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen wie Geschäftsreisende. 

Das gesamte Hotel wurde in nachhaltiger, energieeffizienter Holz-Modulbauweise konzipiert und größtenteils im Werk der Firma Markus Schober in Bayern vorgefertigt. „Mit unserer Fokussierung auf die modulare Aufstockung von Bestandsgebäuden sind wir ein echter Vorreiter“, so Jäger.

Björn M. Hiss schildert auch die Vorteile des Modulbaus für eine nachhaltige Umwidmung von Gebäuden. „Modulbau ist eine spektakuläre neue Art zu bauen, mit unglaublich vielen positiven Faktoren, die man im konventionellen Bau überhaupt nicht hat – wie etwa serielle Fertigung, Flexibilität und Transportfähigkeit.“ Hinzu komme noch eine enorme Energieeffizienz und Ökobilanz des Gebäudes in Bezug auf seine Nutzungsdauer. „Es werden keine Schadstoffe verbaut – und auch in 100 Jahren wird dieses Gebäude noch nutzbar und bewegbar sein“, sagt Hiss sichtlich stolz.

Übrigens: Bereits zwei Monate nach seiner Eröffnung im April 2019 wurde „the niu Hide Berlin“ mit dem Nachhaltigkeitszertifikat GreenSign des InfraCert-Instituts für nachhaltige Entwicklung in der Hotellerie prämiert.

Das „niu Hide“ entstand großenteils in der Halle des Herstellers, zerlegt in die einzelnen Zimmermodule. Ein ideales Umfeld, um Prozesse zu optimieren. Erst wenn alles fertig ist, verlässt das „perfekte Produkt“ (Jäger) die beheizte Werkhalle und kommt aufs Dach.

Auf dem Stahlbeton des Zweckbaus in Friedrichshain wuchs so ein Öko-Projekt aus Holz – die alte Protestromantik aus den späten 1970er Jahren, „unter dem Pflaster, da liegt der Strand“ wird über den Dächern Berlins genauso Wirklichkeit wie demnächst auf einem Hamburger Hochbunker auf dem Heiligengeistfeld. Dessen Beton-vernarbtes Antlitz wird bald vergessen gemacht von einem Dachwald, einem grünen Bart und fünf pyramidenförmigen Apartement-Etagen des nhow-Hotels.

© Planungsbüro Bunker 
Die „mobile Immobilie“, wie Jäger den Modulbau getauft hat, wird sicher zum Kern-Bestandteil einer zukünftigen City-Verdichtung. Raum, so groß wie er gebraucht wird, Raum, der sich Bedürfnissen und Umfeld anpassen kann. Ein Modell, das sicherlich über kurz oder lang auch bei der privaten Wohn-Planung zum Einsatz kommen wird – Stichwort Familienplanung oder Wohnraum-Reduzierung im Alter, wenn die Kinder aus dem Haus sind.

Alter, scheinbar nutzloser Raum wird zu Wohnraum – zentral, oft spektakulär gelegen. Es muss ja nicht immer ein Parkdeck oder ein Bunker sein. Originelle Stadtverdichtung geht auch durchaus in kleineren Wohneinheiten. Oder gleich als durchdachter Neubau mit einem Mischkonzept aus Wohnen, Einkaufen und Arbeiten. Wie man hört, sucht schon ein großer deutscher Discounter nach Bauflächen für derlei urbanes Wohnen der kurzen Wege.  
Leben und arbeiten in der Stadt – nebeneinander, miteinander und doch nachhaltig und ressourcenschonend: Das ist schon heute keine Utopie mehr. Angebote und Ideen sprießen geradezu als Kreativwald durch die städtischen Steinlandschaften. Zum Glück. Denn so werden die Menschen weiter stimuliert, den Lebensraum Großstadt in Einklang mit der Umwelt zu bringen.

Daniel Killy

Daniel Killy, Journalist, Autor und Medienberater, lebt in Hamburg – und wenn Corona ihn lässt, in Florida. Wenn er nicht Redaktionen beim Erreichen ihrer Ziele hilft, schreibt er gern und viel über Politik, Reisen, die USA und Israel, American Football sowie auch das Ziel vieler Reisen – schöne Behausungen und Dinge, die ein schönes Umfeld noch schöner machen.

Portrait: Daniel Killy

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