Einrichtungsstile

Das Geheimnis hinter dem Wohntrend Scandi Style

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

Helene Kilb (Textkonfekt)

Wenn es ums Einrichten geht, sind Wohntrends wie „Hygge“, „Lagom“ und der skandinavische Minimalismus seit einiger Zeit nicht mehr wegzudenken. Hinter all dem steckt jedoch mehr als nur ein beliebiger Interieurstil. Vielmehr geht es darum, sich mithilfe von Möbeln, Accessoires und einigen grundsätzlichen Anregungen ein Stück der nordischen Lebensart anzueignen. Wir zeigen, was diese ausmacht und wie man sie sich in die eigenen vier Wände holt.

Seit 2012 erscheint jedes Jahr der sogenannte „World-Happiness-Report“. Bei diesem untersucht das Sustainable Development Solutions Network (auf Deutsch etwa: Netzwerk „Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung“), wie zufrieden die Menschen in den Ländern der Erde mit ihrem Leben sind.

Die ersten Plätze belegen meist die skandinavischen Länder – so auch in diesem Jahr: Die glücklichsten Menschen leben laut Report in Finnland. Dänemark, Schweden und Norwegen belegten den dritten, sechsten und achten Platz. Es liegt nahe, dass die allgemeine Zufriedenheit einerseits mit dem Lebensstandard in diesen Ländern zu tun hat. Aber gleichzeitig dürfte dabei auch der Lebensstil der Skandinavier eine wichtige Rolle spielen

Scandi Style: vor allem funktionell

Die skandinavischen Länder gelten als besonders fortschrittlich, egal ob es um Digitalisierung, Sozialpolitik oder die Gleichstellung von Frauen und Männern geht. Schaut man beispielsweise nach Schweden, ist all das nicht immer selbstverständlich gewesen. War die Nation noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem von der Landwirtschaft geprägt, ist sie heute dank der Aufgeschlossenheit ihrer Bewohner:innen eines der fortschrittlichsten Länder der Welt.

Bis heute spiegeln die skandinavischen Interieurs eine gewisse Bescheidenheit wider, die historisch gewachsen ist. Ganz nach dem Prinzip „Form follows function“ steht an erster Stelle die Funktionalität eines Einrichtungsgegenstands. So zeichnet sich der Wohnstil durch klare Linien sowie schnörkellose, aber hochwertige Designs aus. Statt die Räume zu sehr vollzustellen, werden hier wenige ausgewählte Möbel und Accessoires ausgewählt. Eine schlichte Wohnwand, ein Wandregal aus Holz und Metall, ein Sofa und ein Couchtisch mit schmalen Holzfüßen – all das ist typisch für den Scandi Style.

Genau wie im Übrigen clevere Lösungen: Etwa im Schlafzimmer bringen Bettkästen Extra-Stauraum, in der Küche sorgen Wandschränke unter der Decke für eine aufgeräumte Optik – bei Bedarf in Kombination mit einer verschiebbaren Leiter, wie du sie aus Bibliotheken kennst oder wie es zum Beispiel bei der bekannten skandinavischen Interieur-Bloggerin Frida Ramstedt zu sehen ist. Und ja, auch ein bisschen Deko ist dabei erlaubt. „Lagom“ lautet hier das Zauberwort. Aus dem Schwedischen übersetzt bedeutet es so viel wie „nicht zu viel und nicht zu wenig“ – genau richtig eben.

So geht Scandi Style

Mit gemütlichen Accessoires Akzente setzen

Das bedeutet jedoch nicht, dass es bei den Skandinaviern kühl und ungemütlich zuginge. Im Gegenteil: Die Skandinavier umgeben sich gerne mit allem, was das Zuhause kuschelig macht. Dazu gehören zum Beispiel Kissen, Decken, Polstermöbel, Teppiche und viel Naturholz. Auch die richtige Beleuchtung sorgt für Gemütlichkeit. Daher sind mehrere kleine und große Lichtquellen in jedem Raum ideal. Auch hier sollte der praktische Nutzen nicht hinter dem Design verschwinden. Zum Beispiel sollte in einem Arbeitszimmer neben der Deckenleuchte auch eine Schreibtischlampe stehen. In einem Wohnzimmer setzen eine Stehlampe neben dem Lesesessel und Spots für ein Bücherregal oder ein Wandbild gemütliche Akzente, genau wie einige Kerzen und eine Lichterkette.

Sich mit allem umgeben, was man liebt

Doch „hyggelig“ wird es nicht nur, indem du einige Kerzen aufstellst und das Sofa mit Kissen bedeckst. Zur typisch dänischen Hygge gehören gutes Essen, eine entspannte Atmosphäre, Freunde und Familienmitglieder und die Kunst, das Beisammensein so richtig zu genießen. Sicherlich ist auch das eins der Glücksgeheimnisse der Skandinavier. Denn eines der zentralen Ergebnisse des World-Happiness-Reports, der im Übrigen auch die Corona-Krise miteinbezieht, lautete: Einsamkeit ist für Menschen ab 50 Jahren der größte Unglücklichkeitsfaktor – was aber garantiert auch für jüngere Menschen gilt.

Um selbst in der kleinsten Wohnung Platz für viele Gäste zu haben, sind Multifunktionsmöbel perfekt. Dazu zählen etwa ein ausziehbarer Tisch, Klappstühle, Poufs mit Staufach oder sogenannte Satztische, die meist aus drei unterschiedlich großen Beistelltischen bestehen und sich bei Bedarf wieder zu einem zusammenschieben lassen. Für Übernachtungsgäste eignen sich ein Schlafsofa, ein Schrankbett, ein ausklappbarer Schreibtisch und eine einfache Garderobenstange.

Ein Zuhause mit Persönlichkeit

Es klingt selbstverständlich, doch das ist es nicht: Das eigene Zuhause sollte so eingerichtet sein, dass es den individuellen Bedürfnissen entspricht und im Alltag funktioniert – und nicht so, dass es ausschließlich Instagram-tauglich ist. Nicht umsonst starten Architekt:innen und Inneneinrichter:innen, ehe sie überhaupt einen ersten Entwurf erstellen, mit einer Bedürfnisanalyse, die offenlegt, was der jeweilige Kunde oder die Kundin überhaupt brauchen. Doch dafür muss nicht extra jemand konsultiert werden. Es genügt, einen Schritt zurückzutreten, sich jeden Raum des eigenen Zuhauses einmal genau anzuschauen und sich zu fragen: „Was mache ich in diesem Raum und was brauche ich dafür?“

Wer beispielsweise gerne Gäste empfängt, sollte in einen großen oder ausziehbaren Esstisch investieren. Wer von Zuhause aus arbeitet und feststellt, dass all die großen und kleinen Besitztümer eher ablenken als inspirieren, sollte über einen geschlossenen Schrank oder große Aufbewahrungsboxen zum Verstauen nachdenken.

Andere stört vielleicht, dass der (ausgeschaltete) Fernseher das Wohnzimmer dominiert und fühlen sich dadurch sogar unbewusst gestresst.

Das lässt sich umgehen, indem man etwa Sofa und Sessel zueinander statt direkt zum Fernseher hin ausrichtet. Alternativ dazu darf das Gerät während des Alltags auch in einem großen Schrank mit Flügeltüren oder hinter einem Vorhang verschwinden. Mit den Farben ist es ebenso: In Skandinavien gleichst du die im Winter fehlenden Sonnenstunden gerne durch helle und gedeckte Farben aus. Das muss aber nichts jedermanns Sache sein! Fühlt man sich in einem farbarmen Interieur unwohl, spricht nichts dagegen, die eigenen vier Wände mit leuchtenden Nuancen zu gestalten.

Wohnen und dekorieren mit Naturmaterialien

In den skandinavischen Ländern, wo die Bevölkerungsdichte gering und die Natur omnipräsent ist, fällt es leicht, mit ihr in Kontakt zu bleiben. Wer jedoch nicht in einem kleinen roten Schwedenhaus, sondern in seiner Stadtwohnung sitzt, hat es schwerer damit. Massivholzmöbel aus Eiche, Birke, Fichte, Esche und anderen hellen Hölzern sorgen für ein Naturgefühl, genau wie Deko-Ideen mit Pflanzen. Das können frische Schnittblumen oder Flaschengärten sein, aber auch pflegeleichte Zimmerpflanzen wie Monstera, Yucca, Einblatt, Bogenhanf oder bunte Pelargonien. Darüber hinaus lohnt sich ein Spaziergang durch einen nahegelegenen Park oder Wald, um etwa bunte Herbstblätter, Kiefernzapfen oder Zweige zu sammeln und später zu einem Stillleben zu arrangieren. Ebenfalls hübsch – und natürlich überaus anspruchslos – sind Tapeten, Stoffe, Poster, Kissen und Wandbilder mit Pflanzenprints.

Die Entspannung in den Alltag integrieren

Einfach mal nichts machen, wer macht das schon? Zumindest hier in Deutschland tut man sich schwer damit. Dagegen sind kleine Pausen zum Durchatmen in den skandinavischen Ländern fester Bestandteil des täglichen Lebens. Man denke nur an die schwedische „Fika“ gegen 15 Uhr, die zwischen 15 und 45 Minuten dauert und mehr ist als eine Kaffeepause – nämlich eine Möglichkeit, um für einen Moment aus Alltag und Arbeit auszusteigen, sich mit Kolleg:innen oder Freund:innen auszutauschen und neue Kraft zu tanken.

Was die Freizeit anbelangt, ist es erlaubt, auch mal gezielt herumzuhängen. In Finnland gibt es dafür den Begriff „Kalsarikännit“. Auf Deutsch bedeutet er „sich in (langer) Unterwäsche betrinken“. Damit ist das Gefühl der Entspanntheit gemeint, das sich einstellt, wenn man nach einem langen Tag endlich in bequeme Kleidung schlüpft und sich ohne jede Absicht, das Haus noch einmal zu verlassen, mit einem leckeren Getränk aufs Sofa fläzt. Um für solche Gelegenheiten gerüstet zu sein, braucht es zumindest eine gemütliche Ecke: Diese kann aus einem Sessel mit passender Kuscheldecke und Bestelltisch bestehen, aber genauso gut aus einer ganzen Sofalandschaft oder einer mit Kissen ausgelegten breiten Fensterbank.

Helene Kilb (Textkonfekt)

Als freiberufliche Redakteurin und Texterin schreibt Helene Kilb am liebsten über alles, was sie selbst begeistert. Das sind einerseits neue Interiortrends und Deko-Ideen, aber andererseits auch Themenbereiche wie Nachhaltigkeit, Familie und die sozialen Medien.

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

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