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Der Baustoffmangel und die Folgen

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Das bedeutet der Materialmangel für deinen Wohntraum

Die Corona-Pandemie hat die Welt verändert. Große Auswirkungen hatte sie auch auf Haus- und Umbauprojekte. Denn: Ein Baustoffmangel bei fast allen wichtigen Baumaterialien führte zu Verzögerungen auf Baustellen und zu teils drastischen Kostensteigerungen – und sicher manch schlafloser Nacht bei Bauherr:innen.

Größter Preisanstieg der Geschichte

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verteuerten sich Baustoffe im Jahr 2021 so stark wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1949. Besonders deutlich stiegen die Preise für das sogenannte Konstruktionsvollholz. Aufgrund des Baustoffmangels verteuerte sich dieses Baumaterial um 77,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt. Für Dachlatten musste man 65,1 Prozent mehr zahlen, für Bauholz 61,4 Prozent mehr. Einige Stahlgrunderzeugnisse, die etwa für den Betonbau benötigt werden, kosten heute über 50 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Das sind die Gründe für den Materialmangel

Die Gründe für den Baustoffmangel sind vielfältig. Ähnlich wie beim Chipmangel in der Autoindustrie gingen zu Beginn der Corona-Pandemie die Aufträge zurück. Produzent:innen verringerten folglich die Kapazitäten – aus Angst, auf ihrer Ware sitzen zu bleiben. Nach dem ersten Corona-Schock zog die Nachfrage stark an. Außerdem nutzten viele Menschen die zusätzliche Zeit zuhause, um die eigenen vier Wände oder den Garten schöner zu machen. Das führte zu einem enormen Baustoffmangel – und damit zu steigenden Preisen. 

Hinzu kommen gerade beim Holz viele weitere Faktoren. Die USA etwa haben unter Ex-Präsident Trump Strafzölle auf Holz aus Kanada eingeführt. Weil der Bedarf aber weiter groß ist, holt man sich das Holz eben auch aus Europa. Auch in Asien erfreut sich der Baustoff Holz immer größerer Beliebtheit. Nur ein weiterer Faktor für den Baustoffmangel waren die Rekordzahlen an Waldbränden im Jahr 2020. Die Folge: Holzprodukte wurden teurer oder sind teilweise nur mit langen Lieferzeiten zu bekommen. Ähnliche Probleme gibt es bei Stahl oder Dämmmaterial. Höhere Nachfrage bei geringerem Angebot – das sorgt für Preissteigerungen, herbeigeführt durch den Baustoffmangel.

So wirkt sich der Baustoffmangel auf die Baubranche aus

Der Materialmangel bringt gleich mehrere Probleme mit sich: Für Bauherr:innen kann das die Projektkosten für den Haus- oder Umbau vergrößern Wem das Sorgen bereitet, sollte die Finanzierung noch einmal prüfen lassen. Ein kritischer Blick lohnt sich auch für die eigentlich Glücklichen, die etwa ein schlüsselfertiges Haus zu einem Festpreis gekauft haben. Hier sollte geklärt werden, ob der Vertrag wirklich keine Klauseln für steigende Materialkosten enthält. Zudem mahnt ein anderer Aspekt zur Vorsicht: Denn, weil die Unternehmen die Kosten für teurere Rohstoffe und längere Baustellenzeiten zahlen müssen, können sie selbst in die Bredouille geraten. Hier sollte man den regelmäßigen Austausch mit dem Unternehmen suchen.

Darauf müssen sich Bauherr:innen auch 2022 einstellen

Dass der Baustoffmangel aktuell die Preise in die Höhe treibt, ist nur ein Ärgernis für Bauherr:innen und solche, die es werden wollen. Die geplante Mindestlohnerhöhung auf 12 Euro pro Stunde wird in der Baubranche wohl ebenfalls für steigende Preise sorgen. Zudem dürften sich die Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine negativ auf zukünftige Holzlieferungen auswirken und somit den Baustoffmangel verstärken. Denn im Jahr 2021 war Russland mit einem Wert von 5,8 Mrd. US-Dollar der größte Exporteur von Nadelschnittholz weltweit. Die Mengen werden nun, auch durch einen von Russland beschlossenen Exportstopp von Rundhölzern ab Jahresbeginn, zu Preissteigerungen führen. Zusätzlich werden sich die extrem gestiegenen Kraftstoffkosten auch noch auf die Preise für Handwerker:innen auswirken, weil diese ihre höheren Anfahrtskosten ebenfalls weitergeben.  

Wird Bauen also unbezahlbar? So schlimm ist es dann doch nicht. Voraussetzung: Bauherr:innen planen ihr Vorhaben mit einer soliden Finanzierung und bedenken Eventualitäten wie den Baustoffmangel. In der Baubranche hofft man derweil darauf, dass das Schlimmste überstanden ist. „Die Baupreise werden weiter steigen“, sagte zwar Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB) in einem Interview. Nach Angaben des ZDB werden die Preise 2022 mit etwa 4 Prozent aber weniger stark steigen als im Vorjahr. Und nach einer Umfrage des Ifo-Instituts gaben immerhin „nur“ etwas mehr als die Hälfte der Bau-Unternehmen an, dass sie von Preiserhöhungen in den nächsten Monaten ausgehen.

Wer schon einen Vertrag abgeschlossen hat oder kurz davor ist, sollte klären, welche Folgen der Baustoffmangel auf den eigenen Hausbau hat. Ein klassischer Rücktrittsgrund von einem Vertrag ist der Preisanstieg aber nicht, dementsprechend schwierig wird es, den Vertrag einseitig aufzulösen.

Baustoffmangel – Alternativen suchen

Ohne Dachlatten ist ein klassisches Ziegeldach nicht möglich. Wer noch früh in der Planung des Wohntraums steckt, kann aber über Alternativen beim Haustyp oder im Detail über alternatives Baumaterial nachdenken. So ist es denkbar, dass man bei weiter steigenden Preisen beim klassischen Dämmmaterial bald ohne Aufpreis Alternativen wie die Hanfdämmung nutzen kann. Wer Angst vor einer Kostenfalle hat, kann den Baustoffmangel zum Anlass nehmen, um über die Projektgröße nachzudenken: Vielleicht erfüllt ja auch ein kleineres Haus oder gar ein Tiny House alle Bedürfnisse? Manchmal führt ein Problem ja auch dazu, eigene Stärken neu zu entdecken. Zwar können nicht alle Wohnträumer:innen ein eigenes DIY-Paradies bauen, aber manches lässt sich mit erfahrenen Freund:innen ja vielleicht auch selbst machen – das macht Spaß, spart Geld und der Baustoffmangel ist einkalkulierbar. Deshalb: Wer umbauen will, denkt vielleicht noch einmal stärker an die Einsparpotenziale und Fördermöglichkeiten durch energetisches Sanieren.

Soll ich bei dem Baustoffmangel aktuell noch bauen?

Der Bedarf an Baumaterial und Handwerksbetrieben dürfte hoch bleiben. Trotz steigender Preise wurden in Deutschland zuletzt mehr Genehmigungen für Neubauten eingeholt, schon im Jahr 2020 lag der Überhang von genehmigten, aber noch nicht gebauten Wohnungen bei rund 780 000. Wer bauen will und bei der Finanzierung noch eine Risikoreserve hat, sollte bauen. Die Planung in all ihren Details noch einmal kritisch zu prüfen, ist bei einem Hausbau ohnehin immer eine gute Idee.

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