Nachhaltig, individuell und charmant: Wie Vintage-Möbel das eigene Zuhause verzaubern

Wohnideen

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

Helene Kilb (Textkonfekt)

Vintage ist mehr als nur ein Wohnstil – es ist eine Lebensart. Einen kleinen Hinweis darauf, worum es dabei geht, gibt schon die deutsche Übersetzung: Das Wort „vintage“ bedeutet nicht nur „alt“, sondern auch „erlesen“. Vintage-Liebhaber:innen haben den Wert der alten Dinge erkannt und begeben sich daher gerne auf die Suche nach großen und kleinen Schätzen. Aus gutem Grund: Denn insbesondere, wenn es um Möbel geht, sind die Secondhand-Teile eine echte Alternative zu den sonst angebotenen Varianten und perfekt für alle, die gerne umweltbewusst und individuell wohnen.

Möbel mit Vergangenheit

In der Küche fehlt ein Stuhl, neben dem Bett würde sich ein anderes Nachtkästchen besser machen und das Wohnzimmer könnte ein Update vertragen? Egal, ob man gerade umgezogen ist oder schon lange in seinem aktuellen Zuhause wohnt: Manchmal muss eben doch ein neues Teil her. Der Weg führt meist ins Möbelhaus oder ins Internet – immer öfter auch wieder auf den Flohmarkt oder in ein Warenhaus für gebrauchtes Mobiliar.

Diese Entwicklung bestätigt auch Sonay Hardt, die im Jahr 2006 in Hannover „Elfie & Ignaz – das Vintage-Institut“ eröffnet hat. „Ich beobachte schon seit Jahren, dass der Trend immer größer wird“, sagt Hardt. Vor der Coronakrise lag ihr Schwerpunkt vor allem auf Secondhand-Kleidern und Events wie Modenschauen oder Konzerte. Mittlerweile konzentriert sich Sonay Hardt jedoch umso mehr auf den dritten Bereich, den ihr Konzept beinhaltet: nämlich Einrichtung in echter Vintage-Manier. Dazu zählt eine Art Interieur-Design-Service, bei dem Hardt auf Wunsch ihrer Kund:innen deren private oder geschäftliche Räumlichkeiten umgestaltet. Zudem bietet sie auf ihrer 800 Quadratmeter großen Ladenfläche gebrauchte Möbel und Wohnaccessoires an, teilweise im Originalzustand, teilweise aufwändig restauriert oder komplett umgearbeitet.

Alte Dinge aufs Neue schätzen lernen

Schreibtische, Kleiderschränke, Kommoden, Stühle und Co., die bereits einen Lebenszyklus hinter sich haben, erfreuen sich nicht umsonst wieder großer Beliebtheit. Denn es gibt zahlreiche Gründe, die für den Kauf von gebrauchten Möbeln sprechen – etwa, dass sie stabil und langlebig sind, ohne gleich ein Loch in den Geldbeutel zu reißen. „Heutzutage muss man sich meist entscheiden“, sagt Hardt, „entweder hat man ein sehr günstiges Möbelstück, das schon beim Anblick auseinanderfällt, oder man zahlt sehr viel Geld für ein gutes Möbelstück. Die dritte Variante sind die Vintage-Möbel.“ Diese seien qualitativ hochwertig und vergleichsweise günstig, sodass man hier keinerlei Kompromisse eingehen müsse.

Allerdings sollte man sich von dem Gedanken verabschieden, dass aufgearbeitetes Mobiliar gar nichts kostet. „Viele haben das noch so im Kopf“, sagt Hardt, „wenn etwas alt ist, muss es umsonst sein.“ Dabei dürfe man aber nicht vergessen, dass in dem jeweiligen Teil eine Menge Arbeit steckt. Etwa um einen Stuhl wieder salonfähig zu machen, braucht Sonay Hardt einen Tag, für eine große Kommode bis zu einer Woche. Sobald das jeweilige Teil in der Werkstatt der gelernten Maler- und Lackiererin steht, muss es zunächst gründlich gereinigt werden. Anschließend trägt sie Kreidefarbe auf, schleift das Möbel noch einmal komplett ab, damit es eine glatte Oberfläche bekommt und fixiert die Farbe mit Wachs. Anschließend kommen noch „Extras“ dazu: etwa die Sitzflächen bei Polstermöbeln oder Knäufe, Griffe und Schlüssellochblenden, die zunächst abgenommen, eventuell aufgearbeitet und später wieder angebracht werden müssen.

Den Dingen der Umwelt zuliebe ein zweites Leben schenken

Doch nicht nur der vergleichsweise günstige Preis bei hoher Qualität spricht für Vintage-Möbel. Insbesondere in Sachen Nachhaltigkeit sind sie die allererste Wahl: „Alte Materialien müssen nicht extra produziert werden“, sagt Sonay Hardt vom Vintage-Institut, „und sie sind meist viel wertiger als neue“. Anders als etwa Selbstbaumöbel aus Holzwerkstoff, wie sie heutzutage in vielen Möbelhausketten stehen, machen Secondhand-Gegenstände problemlos alle Umzüge mit, lassen sich bei Bedarf wieder neu gestalten und überdauern so mehrere Jahrzehnte – nachhaltiger geht es kaum.

Wer gerne selbst Hand anlegen und ein Möbelstück aufarbeiten will, kann sich bei Sonay Hardt einiges abschauen. Bei ihr sind nämlich nicht nur die Möbel selbst Secondhand, sondern auch alle anderen Materialien wie Hölzer, Stoffe, Geflecht und Beschläge. Um diese einzusetzen, ist oft Kreativität gefragt: Etwa für einen Stuhl mit kaputter Sitzfläche hat sie aus einem Stück Brett, einem Stück Jutesack und Polstermaterial ein neues Polster gebaut.

Darüber hinaus gehört zu ihrer Arbeit ein Auge für die Dinge und eine Menge Sammel-Leidenschaft: „Wenn ich ein Möbelstück habe, das nicht mehr zu retten ist, rette ich zumindest die Knäufe, die Beschläge und was immer man da so retten kann“, erzählt die Vintage-Liebhaberin und schmunzelt. So sind die einzigen neuen Dinge, das sie selbst für ihr Handwerk verwendet, die Kreidefarbe und das Möbelwachs, beides komplett ökologische Produkte.

Von shabby bis skandi: Unikate, die zum eigenen Wohnstil passen

Das Tolle an gebrauchten Möbeln ist auch, dass sie sich ganz nach den eigenen Vorstellungen aufbereiten lassen: Mithilfe von Farben, Lacken, Dekorfolie, Ornamenten, Schablonen oder Beschlägen entsteht ein individuelles Möbelstück, das perfekt zum eigenen Wohnstil passt. So kann ein und dasselbe Möbelstück später ganz unterschiedlich aussehen: Wer beispielsweise für den beliebten Shabby-Chic-Stil brennt, entscheidet sich am besten für einen Anstrich in Weiß oder einer Pastellfarbe und schleift nach dem Trocknen die Kanten ab, sodass an diesen Stellen das Holz hindurchschimmert. Für eine barocke Optik eignen sich aufklebbare Rosetten und Zier-Ranken oder Blattgold, mit dem sich einzelne Elemente hervorheben lassen. Der beliebte Skandi-Style kommt dagegen ohne großen Schnickschnack aus: Hier dürfen Teile des jeweiligen Möbels im Naturlook bleiben, während der Rest einen deckenden weißen Anstrich erhält.

Secondhand-Möbel gesucht? Dann hier entlang!

Wer nun selbst kreativ werden und ein altes Möbelstück aufbereiten will, muss nur die Augen offenhalten. Auch lohnt es sich, zunächst bei Freunden und Familienmitgliedern nachzufragen – vielleicht hat ja jemand noch etwas Schönes im Keller oder auf dem Dachboden stehen? Eine gute Anlaufstelle für Secondhand-Möbel sind zudem Sozialkaufhäuser, die es in fast jeder Stadt gibt. Bei den hier angebotenen Dingen handelt es sich meist um Spenden, etwa von Menschen, die in eine kleinere Wohnung ziehen und nun keinen Platz mehr für all ihre Möbel haben.

Eine schon „vorsortierte“ Auswahl findet sich meist in speziellen Secondhand-Möbelhäusern. In Hannover sind das neben Sonay Hardts Vintage-Institut etwa das Vintage-Wunderland oder der wohnTraum Hannover.

Auch online finden sich manchmal attraktive Möbelstücke: Etwa bei eBay, Shpock, Quoka oder in Kleinanzeigen-Gruppen auf Facebook bieten viele Menschen ausrangierte Einrichtungsgegenstände an.

Ist das Möbel erst einmal gekauft, wartet natürlich noch jede Menge Arbeit auf seine:n Besitzer:in. Dabei muss gesäubert, geschliffen, eventuell repariert und angemalt werden – gerade bei großen Teilen wie einem ausladenden Sideboard, einem Kleiderschrank oder einer Kommode kann das durchaus eine Weile dauern. Doch spätestens, wenn dann das fertige Schmuckstück die eigenen vier Wände ziert, ist klar: Die Anstrengung hat sich gelohnt.

Helene Kilb (Textkonfekt)

Als freiberufliche Redakteurin und Texterin schreibt Helene Kilb am liebsten über alles, was sie selbst begeistert. Das sind einerseits neue Interiortrends und Deko-Ideen, aber andererseits auch Themenbereiche wie Nachhaltigkeit, Familie und die sozialen Medien.

Portrait: Helene Kilb (Textkonfekt)

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